Zur Schau gestellt und benutzt (German Edition) by Cassandra Norton

Autor:Cassandra Norton [Norton, Cassandra]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-28T16:00:00+00:00

Der Herr als Diener

Wilcott hatte bereits das zweite Glas getrunken und noch immer hatte sich niemand bei ihm gemeldet. Sollte er sich geirrt haben?

Angezogen wie er war, legte er sich auf sein Bett und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Was, wenn Windermere inzwischen auch ohne Unterstützung seine Frau besteigen konnte? Wenn er seiner gar nicht mehr bedurfte? Aber wieso war er dann so scharf darauf gewesen, gleich mit nach Dragonwyck zu kommen … Möglicherweise war er sich auch nur unsicher.

Die Gedanken rasten durch Wilcotts Kopf und mit jeder Minute, die verstrich, wurden sie quälender.

Vor seinem inneren Auge sah er Windermere und Claire, die sich in allen nur denkbaren Arten liebten. Wie sie gierig übereinander herfielen. Er bildete sich sogar ein, Claires Lustschreie hören zu können.

Die Leidenschaft zu spüren, die sie für ihren Mann empfand.

Und er selbst spielte keine Rolle mehr. Sie hatten ihn eine kurze Zeit lang gebraucht und nun hatte er als Helfer ausgedient.

Zorn und Schmerz erfüllten seine Brust. Er verfluchte sich, dass er auf das perfide Spiel eingegangen war. Hatte er wirklich geglaubt, die Zügel in Händen zu halten? Offensichtlich hatten Windermere und Claire ihn eines Besseren belehrt. Er, John Wilcott, Lord Haversham, war nichts als ein Erfüllungsgehilfe gewesen, den man entsorgte, wenn man seiner Dienste nicht mehr bedurfte. In seiner Wut sprang er vom Bett, griff nach einer Vase, die mit einem üppigen Bukett aus den letzten Rosen gefüllt war und schleuderte sie ge-gen die Wand, wo das Porzellan krachend zersprang. Wasser spritzte um-her und die Blüten regneten zu Boden.

„Volltrottel!“, schrie er und hieb die Faust gegen die Mauer. Der Schmerz schoss von seiner Hand durch sein Rückgrat. Es brannte und glühte, doch der Schmerz tat ihm gut. Dieses Pack hatte ihn hereingelegt und nun lebten sie auch noch auf seine Kosten hier. Aber diesen Zahn würde er dem infamen Krämer ziehen. Eifersucht brodelte wild in seiner Brust. Zerriss ihn förmlich.

„Ich werde diese Bande achtkantig hinauswerfen!“, tobte er und versetzte einem Stuhl einen solchen Tritt, dass dieser durch den Raum flog und zerbrach. „Verdammtes Pack!“

Er sah Claire vor sich … Mit weit gespreizten Beinen, den unkontrolliert in sie hineinpumpenden Windermere … Er wollte ihn von ihrem sich windenden Körper herunterreißen, den Kerl packen und nackt wie er war, hinaus in den Hof befördern. Seine Hand zuckte in dem Verlangen, Claire zu schlagen für ihre Durchtriebenheit. Dafür, wie sie ihm den Verstand geraubt hatte. Und Van Helmstraa … den würde er am großen Torbogen hängen lassen!

Einem tollwütigen Hund gleich, stürmte Wilcott aus seinem Zimmer und hinauf zu jenen Räumen, die Windermere bezogen hatte.

Er würde sich rächen. So ging man nicht mit einem Haversham um. Doch gerade, als seine Hand nach der Türklinke zum Salon der Gäste griff, wurde die Tür geöffnet und er stieß beinahe mit dem schockierten Van Helmstraa zusammen.

Beide Männer standen Auge in Auge. Wilcott außer Atem und Van Helmstraa atemlos erstarrt.

„Sir?“ Mehr schien dem Mesmeristen nicht einzufallen. Verwirrt versuchte Wilcott sich zu fassen.

„Das nenne ich Gedankenübertragung … Gerade wollte ich sie holen … Mister

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